Sei gelassen, es geht vorüber

Unser erstes Kind ist nun knapp drei Jahre alt. Sie entwickelt sich prächtig und wir sind sehr stolz auf sie. Jedoch waren die letzten Wochen immer wieder aufgrund mehrerer Trotz- und Wutanfälle ziemlich anstrengend für uns alle. Mein Geduldsfaden, der sich seit der Geburt gefühlt um Kilometer verlängert hatte, war nun innerhalb relativ kurzer Zeit trotz aller Bemühungen merklich geschrumpft und meine Nerven lagen öfter blank. Die Schwangerschaft mit Kind Nummer zwei tat ihr Übriges dazu. Es fühlte sich so an, als ob mein Toleranzbereich plötzlich viel kleiner geworden sei. Das merkte sicher auch manchmal mein Kind.

Die Krönung war, als unsere Tochter kürzlich ein anderes sehr vertrautes Kind aus der Nachbarschaft in die Wange biss. Es war mit Abstand die heftigste Reaktion die sie bisher gezeigt hatte. Als mein Mann und ich das sahen, waren wir geschockt. So kannten wir unsere Tochter nicht. Wir waren sprachlos und wie gelähmt. Wo hatte sie das nur her? Zum Glück konnte sie uns einen nachvollziehbaren Grund für ihre Wutreaktion nennen. Ich sprach mit der Mutter des Kindes, die auch meine Freundin ist, über die Situation und sie erinnerte mich an die Unreife des Gehirns in diesem Alter und der damit verbundenen Unkontrollierbarkeit der Gefühle. Sie beruhigte mich damit und plötzlich wurde mir Eines endlich wieder klar: unser Kind ist in einer Phase, die für seine weitere Entwicklung von großer Bedeutung ist. Nach Durchlaufen der Phase würde Einiges wieder leichter werden. Diese Reaktionen werden irgendwann vorüber gehen.

Einen Tag später war ich dankbar. Dankbar dafür, dass mir gezeigt wurde, wieder gelassen sein zu dürfen. Wenn mein Mann und ich jetzt wieder Trotzanfälle mit unserer Tochter erleben, können wir einmal tief durchatmen und öfter innerlich lächeln.  Ich denke, es ist vor allem wichtig, wie wir etwas zu ihr sagen, anstatt was wir sagen, ihr mit Liebe, Wärme und Zuneigung zu begegnen, auch wenn es manchmal schwer fällt. Bei ihr sein, sich einfühlen und sehen, was sie gerade bewegt. Ruhig zu bleiben und zu merken, wenn das nicht mehr gelingt, brauche ich erst einmal Entspannung und eine Pause für mich selbst.

Auch wenn die Tage noch öfter kräftezehrend sein werden, wir dürfen gelassen bleiben und uns gut um uns selbst kümmern. Auf unserem Weg zu mehr Verständnis füreinander darauf vertrauen, dass auch diese Phase vorüber geht und die Momente doppelt genießen und auskosten, die ein Lachen ins Gesicht zaubern und unser Herz vor Freude hüpfen lassen.

veröffentlicht am

zur Übersicht