Sei eine Wolke

Warum redet mein Kind so respektlos mit mir? Das hätte ich mir früher nie getraut...

Wie soll ich reagieren, wenn er/sie ständig genervt ist? Bei der Aufforderung, die tägliche Aufgabe im Haushalt zu erledigen, rastet mein Kind völlig aus! Ich möchte meine Kinder doch zu verantwortungsbewussten und hilfsbereiten Menschen erziehen- aber wie? Funktioniert das eigentlich nur in anderen Familien? Vielleicht kennst du diese oder ähnliche Fragen und Gedanken?

Unsere Jungs sind 8,6,4 und die Jüngste 1 1/2 Jahre alt. Wir lieben unsere Familie von Herzen und gleichzeitig fragen wir uns manchmal, wie das wird, wenn sie Teenies sind? Ich möchte Respekt nicht mit Härte einfordern- „weil es eben so ist!“, gleichzeitig ist mir ein wertschätzender, respektvoller Umgang in meiner Familie wichtig. Und scheinbar reichen mein Wunsch und (mein zumindest häufiges) Vorbild allein nicht aus...

An einem der anstrengenden Tage, greife ich mir frustriert ein Buch aus dem Regal. „Erziehung mit Liebe und Vision“ von Danny Silk. Auf der Seite, in der das Lesezeichen steckt, fällt mein Blick auf das Wort „Respektlosigkeit“. „Das könnte interessant sein“, denke ich schon motivierter und beginne zu lesen. Wie so oft, fallen mein Ärger und meine Frustration in sich zusammen, ich schmunzel in mich hinein und entspanne mich innerlich wieder.

Der Autor schreibt davon, dass unsere Kinder immer und ständig am Lernen sind und wir vor allem eins tun sollten: ihre Lernprozesse nicht persönlich nehmen. Unsere Kinder wissen ganz genau wo unser roter Knopf ist und dass gerade Respektlosigkeit, freche Antworten usw. etwas bei uns auslösen. Er erinnert daran, dass es niemals Achtung hervorruft, jemanden von oben herab  beherrschen zu wollen, sondern dabei immer nur mehr Respekt verloren geht. Wenn ich meinem Kind aber (trotz Wutanfall) ruhig und entspannt begegne- mit einfachen Sätzen, wie: „Ich kann dich verstehen“, „Ich weiß, dass du wütend bist“, dann lass ich es nicht einfach meinen Knopf drücken.

Danny Silk beschreibt es damit, innerlich eine Wolke zu sein und den Ausbruch nicht persönlich zu nehmen. Ich zeige meinem Kind etwas so Wichtiges, nämlich dass ich eine starke Erwachsene bin, die sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen lässt, die den Wutanfall aushalten kann und deutlich macht: „Ich hab dich lieb! Ich verstehe, dass du grad keine Lust hast, die Spülmaschine auszuräumen- das geht mir auch manchmal so, aber wir helfen in unserer Familie alle mit und das ist jetzt deine Aufgabe. Du kannst dich dafür entscheiden, es schnell hinter dich zu bringen. Und bist du soweit bist, bin ich eine Wolke, hör mir deinen Frust an und bin da!“

Ja, es gibt immer noch Situationen in denen ich eher eine Gewitterwolke bin, und ja, manchmal hilft so ein Buch auch nicht weiter. Aber manchmal bauscht sich in meinen Gedanken eine Wolke um meinen Kopf und ich kann meinen aufkommenden Ärger abschütteln, lächeln und sagen: „Ich weiß mein Schatz...“ Oder ich öffne die Badezimmertür einen Spalt, wo meine Jungs gerade gleichzeitig den Finger am roten Knopf meines Mannes haben und rufe ihm zu: „Sei eine Wolke“ ... Oft schon ließ das Wolke sein, uns einander anlächeln, manchmal einen unverständlichen Blick in das Gesicht unserer Kinder kommen und einfach so manches Hochschaukeln verhindern. Probiere es aus und denk öfter mal an flauschige Wolken!

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