Kinder lernen von Geburt an. In den ersten 3 Lebensjahren sind das vor allem Grundfertigkeiten wie Sprechen, Essen, Sauberkeit, Anziehen, Wertschätzung, Urvertrauen, Selbstbewusstsein…
Dafür braucht es v.a. viel Zeit und ein geduldiges Gegenüber. Kleinkinder lernen insbesondere durch freies Spielen & Ausprobieren, durch Angebote wie Malen, Basteln, Singen, Bauen, Buch vorlesen....Wichtig ist ihnen dabei ein geschütztes Umfeld und die Aufmerksamkeit des erwachsenen Vorbildes.
Nur wenn ein Kind sich wirklich sicher fühlt, zeigt es Interesse und Neugier am Spiel und an neuen Sachen. Sicherheit bedeutet für die Kleinsten mit ihrer Bindungsperson zu sein und von ihr beschützt und versorgt zu werden. Verlässt der "sichere Hafen" den Raum, ist es oft aus mit dem vertieften Spiel der Kinder: sie sind beunruhigt, quengeln, weinen vielleicht sogar und machen sich auf den Weg, Mama oder Papa zu suchen.
Braucht es dafür eine Krippenbetreuung? Kann eine Pädagogin das in einer 6- köpfigen Kita-Gruppe leisten?
Fakt ist, dass die Jüngsten spielend lernen und dass sie zu Hause bessere Spielbedingungen vorfinden als in der Einrichtung: weil es nicht so laut und hektisch ist, weil niemand die Spielsachen wegnimmt oder Gebautes einreißt (außer den Geschwistern natürlich...), weil mehr Zeit zum Spielen da ist und weil das Kind sich ungestört ausprobieren kann.
Fakt ist, dass kleine Kinder gern Ausprobieren, Forschen und Entdecken wollen. Den nötigen Spielraum dazu finden sie nur in einem übersichtlichen geschützten Umfeld, nicht aber in einem Gruppenraum für mehrere Kinder verschiedenen Alters.
Fakt ist, dass Krippenkinder keine gleichaltrigen Spielgefährten brauchen. Sie suchen nach einem erwachsenen Vorbild, das außerdem Schutz bietet und liebevolle Zuwendung. Gerade für die Sprachentwicklung ist ein Erwachsener ein günstigeres Gegenüber als Gleichaltrige, die sich ebenfalls im Lernprozess befinden. Kinder in diesem Alter knüpfen noch keine freundschaftlichen Beziehungen, das können sie noch gar nicht- weder sprachlich noch durch soziales Kooperieren.
Dass psychische Entwicklung von sozialer Kompetenz nicht am gleichaltrigen Gegenüber funktioniert, ist eine entwicklungspsychologische Binsenweisheit.
Michael Winterhoff, Kinder- und Jugendpsychiater
Erfahrungsbericht einer Erzieherin aus Chemnitz