Die umfassendste aller Studien, die zum Thema Krippenbetreuung je angelegt wurden, wurde 1991 vom National Institute of Child Health and Developement (NICHD) mit über zehntausend Kindern aus zehn grundverschiedenen Gegenden der gesamten USA durchgeführt. Die Studie beobachtete die Kinder intensiv, sie nutzte die Einschätzung der Eltern, der Erzieherinnen in der Krippe und, sobald sie in der Schule waren, auch der Lehrer, ebenso wie die formalen und standardisierten Beobachtungen der Kinder im Alter von 12, 24, 36 und 54 Monaten.
Ja, es wird Schaden verursacht.
Je länger Kinder in den ersten 54 Lebensmonaten fremdbetreut werden, desto geringer fällt ihre soziale Kompetenz aus, desto öfter geraten sie in Konflikt mit Erziehern und Eltern und desto öfter sind sie unter denen, die streiten und andere Kinder schlagen.
Qualitativ gute Betreuung verhindert den Schaden nicht.
Die Qualität der Betreuung spielt nur insofern eine Rolle, als sie die kognitiven Fähigkeiten (das Denkvermögen) und die Fähigkeiten, lesen und schreiben zu lernen beeinflusst, aber sie hilft nicht, den Schaden, der durch „zu früh, zu oft, zu lange“ entsteht, zu mildern.
Die elterliche Erziehung ist ausschlaggebend.
Es gibt Dinge, die für die kindliche Entwicklung noch entscheidender sind als die Krippenbetreuung. Dies ist ein ganz wichtiger Punkt, den alle Wissenschaftler immer wieder hervorheben. Sie bezeichnen ihn als „mütterliches Einfühlungsvermögen“.
Eine der Gefahren für die Kinder, so die Studie, besteht darin, dass die Krippenbetreuung, wenn sie zu früh, zu oft und zu lange in Anspruch genommen wird, die mütterliche Empfindsamkeit schwächen kann- oder gar verhindert, dass sie sich überhaupt entwickelt. Letzteres passierte vor allem bei den Müttern, bei denen die Bindung zu ihrem Kind schon vorher schwach gewesen war.
Daher wird auch die Qualität der elterlichen Erziehung durch zu lange Krippenbetreuung vermindert.
Weniger ist besser.
Es gibt bezüglich der Zeit, die ein Kind in einer Krippe verbringen sollte, kein Höchstmaß und keinen Zeitraum, den man als unbedenklich werten könnte. Die Wissenschaftler bezeichnen den Effekt als „dosisabhängig“ und es gibt starke Hinweise auf einen Kausalzusammenhang: Je mehr davon, desto größer der Schaden. Es gibt kein Maß, das man risikolos nennen könnte.
Der Zeitpunkt ist entscheidend.
In der Tat ist es notwendig zu warten, bis das Kind zweieinhalb Jahre alt ist, wenn man Schädigungen vermeiden möchte. Die Studie hat gezeigt, dass es unerheblich ist, ob Eltern im ersten oder im zweiten Lebensjahr ihres Kindes mit der Krippenbetreuung beginnen- die schädlichen Auswirkungen sind dieselben.
Der Schaden ist nur gering
Der Grad der Schädigung an den Kindern ist gering. Kinder sind von Natur aus widerstandsfähig und können sich auch an harte Umstände gewöhnen. Sie erholen sich wieder ein wenig, wenn sie in der Zeit, die sie tatsächlich zu Hause verbringen, ausreichend Liebe und Vertrauen vermittelt bekommen.
Aber: viele Kinder erlitten Schädigungen irgendeiner Art. Diese Auswirkungen blieben auch dann noch bestehen, als mit allen statistischen Mitteln alle anderen belastenden Faktoren herausgefiltert worden waren.
Quelle: Wer erzieht ihr Kind? von Steve Biddulph
Die Studien werden weitergeführt. Eines Tages werden wir mehr wissen, aber für die Kinder von heute ist das zu spät. Als Eltern müssen wir die vorhandenen Forschungsergebnisse und den gesunden Menschenverstand zu Rate ziehen und uns eine eigene Meinung bilden.
In unserer Gesellschaft gelten überall höchste Qualitätsstandards. Nur bei der Kinderbetreuung, da scheint oft nicht einmal mehr Mittelmaß angestrebt zu werden. Gäbe es einen TÜV dafür, dann würde der Qualitätsstandard für die Kinderbetreuung die einfühlsame, natürliche Mütterlichkeit mit Stillen und Bindung sein. Nur in Zwangslagen kämen Notprogramme zur Anwendung, Maßstab wäre aber immer das Wohl des Kindes.
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