Familienpolitik richtet sich heute mehr nach den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes als nach denen der Kinder, rügt CDU-Experte van Lier außerdem. Sie würden zum Teil bereits im Babyalter in die Kita gegeben – mit allen negativen Folgen für die frühkindliche Bindung.
Leider hat sich auch die ökonomische Situation extrem verändert: Vor 30 Jahren konnte man eine Familie tatsächlich noch mit einem Einkommen ernähren. Man konnte sogar noch ein Einfamilienhaus bauen und ein Auto finanzieren. Das ist heute nicht mehr möglich.
Ein Kita-Platz kostet den Staat 1200 bis 1500 Euro im Monat. Wenn wir Wahlfreiheit wirklich ernst meinen, müssten diesen Betrag im Grunde auch die Eltern bekommen, die ihre Kinderbetreuung privat organisieren.
Warum investiert der Staat in das Objekt, also die Institution Kita, anstatt in das Subjekt, also die Familie?
Wir müssen in die Stärke der Familien investieren. Das bedeutet auch, dass die Kinder vor allem in den ersten drei Jahren feste Bezugspersonen haben, damit sie sich gut entwickeln können.
Wenn Kinder ständig im Kollektiv betreut werden, dann werden sie nicht so innovativ und kreativ sein,
als wenn sie eine Erziehung genießen, die auf ihre Begabungen und Bedürfnisse abgestimmt ist.
Ein Kind muss fühlen, dass es geliebt wird.
Wenn Sie von der Wiege bis zum Abitur ständig im Kollektiv betreut werden, ist das doch eine sehr traurige Biografie. Hier wird die Matrix der Erwerbswelt auf die Kindheit übertragen – eine Fehlentwicklung.
Ich frage mich manchmal, warum ich in so herrlich restaurierten ostdeutschen Städten wie Schwerin immer so deprimiert bin. Inzwischen kenne ich die Antwort: Man sieht dort nur alte Leute auf der Straße. Kinder wie Jugendliche werden ganztagsbetreut. Sie sind im öffentlichen Leben gar nicht mehr sichtbar.
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