Gartenarbeit & Elternschaft

zum Nachdenken über Unkraut

Ich wühle in einem unserer Gartenbeete und entdecke zum wiederholten Male, dass dort, wo ich nichts gepflanzt habe, Unkraut in besonderem Maße wuchert…

Ist es mit unseren Kindern nicht genauso? Liegt am Anfang ihres Lebens nicht auch ein leeres Beet vor ihnen, das sich gestaltet im Laufe ihres Lebens? Was soll in ihnen und durch sie wachsen? Welche gute Frucht werden sie einbringen? Welchen Samen haben wir Eltern gelegt? Was haben wir vielleicht versäumt?

Kinder brauchen ihre Eltern, um zu erfahren, was wichtig ist im Leben und wie das Leben eigentlich läuft- das wollen sie von uns lernen und ihr kleines Beet „ihre Welt“, ihre Persönlichkeit, damit bereichern.

Es ist anstrengend Vorbild zu sein und es frustriert, zu versagen. Aber sollte das Beet deshalb leer bleiben, um alsbald mit Unkraut zu überwuchern? Womit werden die „leeren“ Stellen unserer Kinder dann gefüllt? Wer nimmt Einfluss, wenn wir es nicht tun? Besser originell als standardisiert, oder?

Ich ärgere mich, dass es oft scheint als würde ich noch nicht genug tun oder die falschen Dinge – aber Nichtstun ist auch keine Lösung! Außerdem glaube ich, dass Kinder besser mit Eltern zurecht kommen, die Fehler machen, als mit solchen, die nicht da sind. Unvollkommenheit macht nahbar und entspannt irgendwie. Ich möchte meine Verantwortung gern wahrnehmen- auch wenn es mal schiefgeht. Ich werde mich nicht scheuen, weiterzumachen und das Beet für meine Kinder zu bepflanzen. Ich gebe mir Mühe, trage sie in meinem Herzen, bleibe dran an ihnen- das reicht.

Romy Richter

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